Fakten

Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird Soja als Tierfuttermittel verwendet. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahrzehnten sehr geschrumpft , weshalb Soja nicht in solchen Mengen eingeführt wird wie zum Beispiel nach Niedersachsen. Insgesamt ist der Import von Soja nach Mecklenburg-Vorpommern im bundesweiten Vergleich sehr gering.

Der Anbau von gentechnisch verändertem Soja steht in Verbindung mit illegaler Waldrodung, Landraub, und dem hohen Einsatz von Pestiziden. Zwischen indigenen Gruppen und Sojafarmer:innen stiegen die Konflikte in Brasilien in den letzten Jahren stark an.

Was sagt uns die Statistik?

Auch in Mecklenburg-Vorpommern wird Soja als Tierfuttermittel verwendet. Im Vergleich zu anderen Bundesländern ist die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern in den letzten Jahrzehnten sehr geschrumpft[1], weshalb Soja nicht in solchen Mengen eingeführt wird wie zum Beispiel nach Niedersachsen. Insgesamt ist der Import von Soja nach Mecklenburg-Vorpommern im bundesweiten Vergleich gering.

Neben Ölfrüchten wird auch zu einem großen Teil Getreide verfüttert. In Deutschland werden insgesamt mehr als die Hälfte des Getreides als Futtermittel verwendet.[2]

Woher das Soja kommt, kann nicht hundertprozentig nachvollzogen werden. Soja kann zum Beispiel über die Niederlande eingeführt werden, welches wiederum ursprünglich aus Südamerika stammt. [3] Die in der Statistik angegebene Summe von nach MV importiertem Soja deckt den Bedarf der Tierhaltung hier nicht ab, demnach muss noch Soja aus dem innerdeutschen Handel dazukommen.

Auch ist über die Statistik nur der Handel zwischen einzelnen Bundesländern und anderen Staaten festzustellen und nicht der innerdeutsche Handel. Die Unternehmen an sich geben nur bedingt Informationen heraus, was einerseits daran liegt, dass dem Unternehmen selbst auch keine Informationen zu genauen Handelsströmen und allen Zulieferern vorliegen und andererseits, dass diese Informationen betriebsintern sind.[4]

Wie viel Soja wird importiert?

Der größte Lieferant von Soja, insbesondere von Ölkuchen, der in der Produktion von Sojaöl entsteht, ist Russland. So kamen im Jahr 2018 zum Beispiel 17299,5 Tonnen Ölkuchen aus Russland. Dort stieg in den vergangenen Jahren der Anbau von Sojabohnen stark an. Diese Sojabohnen sind gentechnisch unverändert. Auch aus anderen osteuropäischen Staaten, wie die Ukraine und Serbien, werden Soja, Ölkuchen und Sojaschrot importiert. Nur wenig wird direkt aus Südamerika nach Mecklenburg-Vorpommern importiert. Das muss aber nicht heißten, dass Soja nicht aus diesen Gebieten kommt. Es können zum Beispiel Sojaprodukte aus anderen Bundesländern nach Mecklenburg-Vorpommern eingeführt werden. Das wird in der Statistik nicht aufgeführt. Auch der Ursprung der Einfuhr von Soja aus den Niederlanden ist nicht nachvollziehbar. Im Jahr 2019 waren es 4561,1 Tonnen Ölkuchen aus der Sojaölproduktion, die aus den Niederlanden nach Mecklenburg-Vorpommern gingen. 2017 waren es sogar über 5000 Tonnen. Aus Brasilien direkt kamen 2019 hingegen nur 6,8 Tonnen Sojabohnen.[5]

Vor allem werden Ölkuchen und schon verarbeitete Produkte aus Soja nach MV eingeführt. Das liegt u. a. auch daran, dass es keine ausreichende Struktur zur Verarbeitung von Sojabohnen in Mecklenburg-Vorpommern gibt. Es gibt nur ein Mischfutterwerk, welches in Mecklenburg-Vorpommern Soja verarbeitet und keine Ölmühlen, die Soja verarbeiten. Stattdessen wird an fünf Standorten in Mecklenburg-Vorpommern sehr viel Raps verarbeitet. Größere Ölmühlen, die Sojaerzeugnisse erstellen, sind allerdings in anderen Bundesländern zu finden.[6] Importierte Sojabohnen werden in Ölmühlen von unter anderem ADM (Archer-Daniels-Midland) in Hamburg und Mainz, Cargill ebenfalls in Hamburg und in Mannheim von Bunge weiterverarbeitet.[7] Die Agrarhandelsunternehmen Bunge, Cargill, ADM, COFCO, Louis Dreyfus sind weltweit die größten Exporteure von brasilianischen Sojaerzeugnissen.[8] Geliefert wird das Soja auch in Mecklenburg-Vorpommern an den Tierfutterhändler ForFarmers. ForFarmers ist im Tierfutterbereich (nach eigenen Angaben) marktführend in Europa.[9]

Tabelle Sojaimporte pink.jpg

Illustratorin: Yasmin Jessen

Soja und Milch

Die auch oft in MV genutzte Holsteinische Rasse ist auf Kraftfutter angewiesen, um die gewünschten Mengen an Milch zu produzieren. Soja ist oft ein Teil dieses Kraftfutters. Milchviehbetriebe versuchen zwar, den Großteil des Futters selbst anzubauen und aus Kostengründen so wenig Kraftfutter wie möglich hinzuzukaufen. Dennoch werden auf einem Milchviehbetrieb mit 1000 Kühen je nach Eiweißqualität des selbstangebauten Futters circa 250-400 Tonnen Soja im Jahr dazu gekauft.

Konventionelle Milch wird für einen so geringen Preis an die Molkereien verkauft, dass die Produktionskosten nicht ausreichend gedeckt werden können. Die Betriebe stehen unter großem Druck. Sie müssen mehr Milch produzieren, um mithalten zu können. Um den ständig steigenden Anforderungen gerecht zu werden, leihen sich viele Betriebe riesige Summen von der Bank, um überhaupt weiter bestehen zu können.

In Mecklenburg-Vorpommern ist die durchschnittliche Anzahl der Kühe pro Milchviehbetrieb gestiegen (von 379 im Jahr 2009 auf 429 im Jahr 2017). Die Kosten für die Erzeugung von Milch lagen 2017 bei 39,23 Cent. Die Milchleistung ist in den letzten 10 Jahren leicht angestiegen. Die Kosten für die Milch, die Landwirt:innen an die Molkereien lieferten, waren so niedrig, dass von 2009 bis 2018 der Milchpreis die angemessenen Kosten der Betriebe nicht decken konnte.[10]

Mittlerweile bezahlen einige Molkereien einen höheren Preis für gentechnikfreie Milch, was einen Anreiz für Milchviehhalter:innen bietet, auf Soja im Kraftfutter zu verzichten.

Wie sieht es bei der Schweinehaltung in Mecklenburg-Vorpommern aus?

Insgesamt wurden 2018 in Deutschland 1,8-2 Millionen Tonnen Sojaschrot in der Schweinehaltung verfüttert.[11] Die Schweinehaltung in Mecklenburg-Vorpommern macht im deutschlandweiten Vergleich nur einen geringen Anteil von etwas mehr als 3 % aus. 2018 gab es in MV 832 501 Schweine.[12] Das Schweinefutter ist bundesweit relativ standardisiert. Deshalb kann man schätzen, dass 2018 circa 56 ½ Tausend und knapp 63 Tausend Tonnen Sojaschrot in Mecklenburg-Vorpommern verfüttert wurden. Bei Schweinefutter liegt der Anteil an gentechnikfreiem Soja unter 1 %. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern gentechnisch verändertes Soja aus Übersee verfüttert wird.

Schlussendlich ist nicht nachzuvollziehen, ob und wie viel genmanipuliertes Soja in den Futtertrögen in Mecklenburg-Vorpommern landet. Die Wahrscheinlichkeit ist jedoch besonders in der Schweine- und Geflügelhaltung hoch.

Agrarexporte aus Deutschland

Unter anderem ermöglicht es die Option, sehr eiweißreiche Futtermittel aus anderen Staaten verhältnismäßig günstig zu beziehen, eine Milch- und Fleischproduktion zu betreiben, die auf den Export ausgelegt ist. Die Selbstversorgung von Schweinefleisch beträgt in Deutschland circa 120 %.[13]

Momentan sind veredelte Güter tierischen Ursprungs eine der Hauptexportprodukte im Agrarbereich. Geworben wird mit der hohen Qualität von Fleisch- und Milchprodukten aus Deutschland. Gleichzeitig ist die Bilanz des deutschen Agrarhandels jedoch negativ.[14]

Wie sieht die Zukunft der Fleisch- und Milchproduktion und Veredelung aus?

Die Versorgung mit Fleisch in Deutschland lag in den letzten Jahren über dem Verzehr insgesamt. Fast die Hälfte der in Deutschland produzierten Fleischwaren wurden exportiert (2014-2019).[15]

In Zukunft haben andere Staaten bessere Voraussetzungen, um große Mengen an Fleisch und Milch zu produzieren. Für die Selbstversorgung und für den Weltmarkt. In Deutschland werden die Personalkosten wahrscheinlich weiterhin steigen. Andere Staaten können hingegen viel günstiger produzieren, wie zum Beispiel China. Auch spielen Krankheiten eine Rolle, wie die Afrikanische Schweinepest, die 2020 die Fleischexporte massiv verminderte.[16] Während konventionelles Schweinefleisch weniger Absatz fand, verzeichnete Bio-Schweinefleisch hingegen weiterhin einen stabilen Absatz (in der Bio-Haltung ist kein gentechnisch-verändertes Futtermittel erlaubt).[17]

Deutschland bietet in diesem Bereich keinen besonderen geografischen Standortvorteil im Vergleich zu anderen Ländern. Hinzu kommt die positive Entwicklung hin zu weniger Soja im Tierfutter.

Aus diesen Gründen ist der Fokus auf eine flächengebundene Milch- und Fleischproduktion sinnvoll sowie eine gleichzeitige Reduktion des Konsums von tierischen Produkten. Auch bei den Verbraucher:innen muss sich etwas ändern. Die Tierhaltung in Mecklenburg-Vorpommern ist im Vergleich zu anderen Bundesländern schon stark zurückgegangen. Doch wenn weiterhin eine so hohe Nachfrage nach günstigen tierischen Produkten besteht, wird der Bedarf auch gedeckt: Mit Produkten aus anderen Bundesländern, aber auch aus Drittstaaten, in denen nicht Mindestanforderungen der EU gelten. Hinzu kommt, dass Deutschland einer der größten Exporteure von Agrargütern ist und es demnach nicht nur auf die innenländische Nachfrage ankommt.

Quellen

[1] Vgl.: Deutscher Bauernverband e.V., Situationsbericht - Betriebe und Betriebsgrößen, https://www.bauernverband.de/situationsbericht-19/3-agrarstruktur/33-betriebe-und-betriebsgroessen, Zugriff am 18. September 2020.

[2]Vgl.: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bericht zur Markt- und Versorgungslage: Getreide 2018, S. 1.

[3]Vgl.: Barbara Kuepper / Jasmine Arnould / Jan Willem van Gelder, Brandbeschleuniger Soja, Handlungsoptionen gegen Entwaldung durch Futtermittelimporte nach Deutschland, S. 10

[4]Vgl.: Barbara Kuepper / Jasmine Arnould / Jan Willem van Gelder, Brandbeschleuniger Soja, Handlungsoptionen gegen Entwaldung durch Futtermittelimporte nach Deutschland, S. 12.

[5]Vgl.: Bundesamt für Statistik, Extrahandel Einfuhr 2008-2019.

[6] Vgl.: Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bericht zur Markt- und Versorgungslage: Ölsaaten, Öle und Fette – 2019, S. 15.

[7]Vgl.: Frank Brendel, Sojaboom in deutschen Ställen, Berlin 2012, S. 5

[8] Vgl.: Trase.Earth: Trade Flows, https://trase.earth/flows?toolLayout=1&selectedColumnsIds=0_14-1_22-2_9-3_16, Zugriff am 31.01.2021.

[9]Vgl.: ForFarmers, Unternehmensprofil, https://www.forfarmers.de/forfarmers/unternehmensprofil.aspx, Zugriff am 23. August 2020.

[10]Vgl.: MEG Milch Board / European Milk Board, Was kostet die Erzeugung von Milch?, https://www.milch-board.de/fileadmin/Milchmarkt/DE_Milcherzeugungskosten_Ausgabe_7_Endfassung.pdf, Zugriff am 13. Januar 2021.

[11] Vgl.: VLOG: Verfütterung von Sojaschrot in Deutschland 2018, https://www.ohnegentechnik.org/fileadmin/ohne-gentechnik/dokumente/downloads/190408_03_VLOG_Sojaschrot_Weiss_LoRes_D.pdf., Zugriff 31.01.2021.

[12] Vgl.: Statistisches Amt Mecklenburg-Vorpommern, Viehbestände in Mecklenburg-Vorpommern: Viehhaltung der Betriebe November 2018, https://www.laiv-mv.de/static/LAIV/Statistik/Dateien/Publikationen/C%20III%20Viehwirtschaft%20und%20tierische%20Erzeugung/C%20313/2018/C313%202018%2022.pdf, Zugriff 31.01.2021.

[13] Vgl.: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft: Versorgungsbilanz Fleisch, https://www.bmel-statistik.de/ernaehrung-fischerei/versorgungsbilanzen/fleisch/, Zugriff 31.01.2021.

[14] Vgl.: Deutscher Bauernverband e.V., Situationsbericht - Agraraußenhandel, https://www.bauernverband.de/situationsbericht-19/7-internationale-agrarentwicklung/72-agraraussenhandel, Zugriff am 17. September 2020.

[15]Vgl.: Bundesverband der Deutschen Fleischwarenindustrie e. V., Fleischversorgung für die Bundesrepublik Deutschland, https://www.bvdf.de/in-zahlen/tab-04, Zugriff am 15. Januar 2021.

[16] Vgl.: Olaf Zinke(Agrarheute), China: Schweinebestand wächst im Wahnsinns-Tempo - wegen Riesenfarmen https://www.agrarheute.com/markt/tiere/china-schweinebestand-waechst-wahnsinns-tempo-wegen-riesenfarmen-576284, Zugriff 31.01.2021.

[17] Vgl.: DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft), Die Erzeugung kommt nicht nach: Heinrich Rülfing über den wachsenden Markt für Bio-Schweinehttps://www.dlg.org/de/mitgliedschaft/newsletter-archiv/2020/50/die-erzeugung-kommt-nicht-nach, Zugriff 31.01.2021.

1

Regionale Wertschöpfungsketten

Wir brauchen stärkere Stadt-Land-Verbindungen und ausgebaute regionale Vermarktungskonzepte sowie mehr regionale Verarbeitungs- und Veredlungsmöglichkeiten.

2

Faire Handelsbeziehungen

Wir müssen uns auf europäischer Ebene für gerechte Handelsbeziehungen einsetzen. Auch in unserer Region können wir z. B. durch landwirtschaftliche Partnerschaftsprojekte in den Austausch mit Menschen im Globalen Süden treten und regionale Lösungen vor Ort finden.

3

Transparente Lieferketten

Die gesamte Wertschöpfungskette nachzuvollziehen ist schwierig. Oft kennen die Produzent:innen und Händler:innen nur das nächste Glied in der Kette und haben keinen Einfluss darauf, wo das Produkt am Ende landet. Statistisch ist nicht nachzuvollziehen, wo ein Produkt endkonsumiert wird und welche Produktionsschritte es wo vorher durchlaufen ist.